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Schriftenmission-Langenberg.de


Von Salomo bis Hosea

Ansicht Cover Band1 Heinrich Langenberg beschreibt in diesem Werk die Geschichte des Volkes Gottes von Salomo bis zum Auftreten des Propheten Hosea. Es wird uns ein allgemeiner Verfall, eine rückläufige Bewegung gezeigt, die in der bald nach Salomos Tod erfolgten Reichsspaltung in ein akutes Stadium geriet. Von diesem Verfall merkte Israel, merkte Salomos Thronfolger Rehabeam zunächst nichts. Nur dem prophetischen Seherblick war es vorbehalten, von einer höheren Warte aus die Lage richtig zu überschauen.

Wir finden in der ganzen Heiligen Schrift nirgends eine rein geschichtliche Darstellung. Vielmehr haben die Propheten die historischen Ereignisse heilsgeschichtlich gedeutet. Der biblische Stoff lässt sich deshalb auch religionsgeschichtlich nicht meistern, sondern er meistert uns. Er bereitet uns auf Christus als den verheißenen Messias vor, wobei die Konturen des Heils immer schärfer gezeichnet werden.

Hardcover, 498 Seiten, 18,90 €
ISBN 978-3-00-057268-5
Bestellnummer: 1330

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Ausschnitte zum Probelesen


Inhaltsverzeichnis


1 Anfang des Verfalls in der Theokratie unter Salomo 11
1.1 Salomos Versündigung (1. Kön. 11,1-8) 12
1.2 Gefährliche Halbheiten (Spr. 3,1-12) 14
1.3 Götzendienst (2. Mo. 20,1-3) 17
1.4 Gottes Zorn über Salomo (1. Kön. 11,9-13) 20
1.5 SalomosWidersacher (1. Kön. 11,14-28) 23
1.6 Der Prophet Ahia von Silo (1. Kön. 11,29-43) 25
1.7 Salomos Tod (1. Kön. 11,41-43) 28
1.8 Fragen und Anmerkungen 30
2 Die Reichsspaltung und ihre Folgen 31
2.1 Die Reichsspaltung (1. Kön. 12,1-19) 34
2.2 Die Sünde Jerobeams (1. Kön. 12,20-33) 36
2.3 Der Prophet aus Juda (1. Kön. 13,1-32) 39
2.4 Jerobeams Ende (1. Kön. 13,33-14,20) 42
2.5 Rehabeams Ende (1. Kön. 14,21-31) 44
2.6 Abia (1. Kön. 15,1-8) 47
2.7 Asa (1. Kön. 15,9-24) 49
2.8 Der Prophet Asarja, Sohn Odeds (2. Chron. 15,1-7) 51
2.9 Der Prophet Hanani (2. Chron. 16,7-14) 54
2.10 Nadab und Baesa, Jehu (1. Kön. 15,25-16,7) 55
2.11 Ela, Simri, Omri und Ahab (1. Kön. 16,8-28) 59
2.12 Der Prophetismus von der Reichsspaltung bis auf Elia 62
2.13 Soli deo gloria und Sola fide (2. Chron. 15,1-7; 16,7-10) 64
2.14 Der wahre Gottesdienst (2. Chron. 14,1-7; 15,8-19) 66
2.15 Fragen und Probleme 69
3 Elia und seine Zeit 70
3.1 Geist und Kraft des Elia (1. Kön. 17,1-24) 74
3.2 Versteckte Propheten (1. Kön. 18,1-20) 78
3.3 Das Gottesurteil auf dem Karmel (1. Kön. 18,21-40) 81
3.4 Elias Ringen um das Volk (1. Kön. 18,41-19,4) 84
3.5 Der Berg Gottes, der Horeb (1. Kön. 19,5-9) 87
3.6 Gesetz und Evangelium (1. Kön. 19,10-14) 90
3.7 Neue Perspektiven (1. Kön. 19,15-21) 92
3.8 Fragen und Probleme 94
4 Israel am Scheideweg 95
4.1 Gottes Güte als Erziehungsmittel (1. Kön. 20,1-34) 97
4.2 Das göttliche Strafurteil über Ahab (1. Kön. 20,35-43) 101
4.3 Der unter dem Bann stehende Ahab (1. Kön. 21,1-29) 104
4.4 Ahabs Untergang (1. Kön. 22,1-40) 107
4.5 Elia und Ahasja (1. Kön. 22,52 bis 2. Kön. 1,18) 111
4.6 Elias Entrückung (2. Kön. 2,1-12) 114
4.7 Sinn der Mission Elias (Mal. ) 117
4.8 Fragen und Probleme 121
5 Elisa und das Walten der Gnade 122
5.1 Elisas erstes Auftreten (2. Kön. 2,13-25) 124
5.2 Joram und sein Zug wider Moab (2. Kön. 3,1-27) 126
5.3 Elisa als Helfer in mancherlei Not (2. Kön. 4,1-37) 131
5.4 Der Mensch lebt nicht vom Brot allein (2. Kön. 4,38-44) 137
5.5 Die Heilung Naemans (2. Kön. 5,1-14) 140
5.6 Das Zeugnis des geheilten Naeman (2. Kön. 5,15-19) 144
5.7 Gehasi (2. Kön. 5,19-27) 147
5.8 Fragen und Probleme 151
6 Fortschritt des Prophetismus unter Elisa 152
6.1 Die verlorene Axt (2. Kön. 6,1-7) 154
6.2 Unter dem Schutz des Höchsten (2. Kön. 6,8-23) 157
6.3 Wunderbare Errettung Samarias (2. Kön. 6,24-7,20) 159
6.4 Wiederherstellung (2. Kön. 8,1-6) 163
6.5 Hasael wird König von Syrien (2. Kön. 8,7-15) 165
6.6 Die Salbung Jehus (2. Kön. 9,1-13) 167
6.7 Leben aus den Toten (2. Kön. 13,14-21) 170
6.8 Fragen und Probleme 172
7 Gottes Programm 173
7.1 Das Urteil über Josaphat (1. Kön. 22,41-51) 175
7.2 Josaphats Allianzpolitik (2. Chron. 18,1-3) 178
7.3 Innere Reformen (2. Chronika 17,1-19; 19,4-11) 181
7.4 Das Geheimnis des Sieges (2. Chron. 20,1-30) 184
7.5 Josaphat und Joram (2. Chron. 20,31-37) 188
7.6 Jehu, die Geißel Gottes (2. Kön. 9,14-37) 191
7.7 Jehu, der Zerstörer des Baalsdienstes (2. Kön. 10,1-36) 194
7.8 Fragen und Probleme 199
8 Der Prophetismus und die Gottesherrschaft 200
8.1 Athalja (2. Kön. 11,1-20) 205
8.2 Joas von Juda (2. Kön. 12,1-22) 209
8.3 Joahas und Joas von Israel (2. Kön. 13,1-25) 213
8.4 Amazia von Juda (2. Kön. 14,1-21) 215
8.5 Jerobeam II. von Israel (2. Kön. 14,23-29) 220
8.6 Usia von Juda (2. Kön. 15,1-7) 222
8.7 Sacharja bis Pekach in Israel (2. Kön. 15,8-31) 226
8.8 Fragen und Probleme 229
9 Die Bedeutung des Propheten Jona für den Fortschritt der Heilsgeschichte 230
9.1 Das Zeichen des Propheten Jona (Mt. 12,38-41) 235
9.2 Das Problem der Sendung Jonas (Jona 1) 241
9.3 Der Gnadenstand (Jona 2) 245
9.4 Die Errettung Ninives (Jona 3) 249
9.5 Die Furcht vor grenzenloser Gnade (Jona 4) 254
9.6 Die Arbeiter im Weinberg (Mt. 20,1–16) 260
9.7 Der ältere Bruder (Lk. 15,25–32) 264
10 Die Stellung Obadjas im israelitischen Prophetismus 269
10.1 Das Gericht über Edom (Ob. 1-14) 272
10.2 Der Tag Jehovas über alle Heiden (Ob. 15-21) 276
10.3 Die heilsgeschichtliche Stellung Edoms 280
10.4 Geschichtliche Erfüllung der Weissagung Obadjas 283
10.5 Endgeschichtliche Erfüllung der Weissagung Obadjas 287
10.6 Der Tag Jehovas (Mt. 23,37-24,3) 290
10.7 Der Tag des Herrn (Offb. 1,1-8) 294
10.8 Bibelstellen, den Tag des Herrn betreffend 298
11 Die besondere Mission des Propheten Joel 300
11.1 Die Heuschrecken (Joel 1,1-20) 303
11.2 Tut Buße, denn der Tag Jehovas ist nahe! (Joel 2,1-17) 307
11.3 Segen der Buße (Joel 2,18-27) 312
11.4 Allgemeine Geistesausgießung (Joel 3,1-2) 316
11.5 Allgemeine Errettung (Joel 3,3-5) 320
11.6 Die große Wendung (Joel 4,1-21) 324
11.7 Die Erfüllung zu Pfingsten (Apg. 2,14–41) 329
12 Die Aufgabe des Propheten Amos 332
12.1 Wirst du dem Gericht Gottes entfliehen? (Am. 1,1-2,16) 336
12.2 Jehova redet, wer sollte nicht weissagen? (Am. 3,1-15) 343
12.3 Die Unverbesserlichkeit und die Rettung (Am. 4,1-17) 348
12.4 Wegführung in die Gefangenschaft (Am. 5,18-27) 356
12.5 Wehe den Sicheren zu Zion! (Am. 6,1-7,17) 359
12.6 Reif fürs Gericht (Am. 8,1-14) 365
12.7 Rettung aus dem Untergang (Am. 9,1-15) 368
12.8 Fragen und Probleme 378
13 Hoseas Führerstellung im israelitischen Prophetismus 379
13.1 Die allerbarmende Liebe (Hos. 1,1-9) 382
13.2 „Söhne des lebendigen Gottes“ (Hos. 2,1-3) 387
13.3 Ich verlobe dich mir in Ewigkeit (Hos. 2,4-25) 391
13.4 Es werden umkehren die Kinder Israels (Hos. 3,1-5) 398
13.5 Jehovas Streit mit denen im Land (Hos. 4,1-19) 403
13.6 In der Not werden sie mich suchen! (Hos. 5,1-15) 409
13.7 Kommt, lasst uns umkehren zu Jehova! (Hos. 6,1-11) 414
13.8 Sie sind alle Ehebrecher (Hos. 7,1-16) 419
13.9 Wind säen sie, Sturm werden sie ernten (Hos. 8,1-14) 425
13.10 Das Gericht (Hos. 9,1-10,15) 431
13.11 Jehova kann Israel nicht aufgeben (Hos. 11,1-11) 441
13.12 Doch bin ich, Jehova, dein Gott (Hos. 12,1-15) 446
13.13 Tod, wo ist dein Stachel? (Hos. 13,1-15) 452
13.14 Heilen will ich ihren Abfall (Hos. 14,1-10) 457
13.15 Fragen und Probleme 463
Bibelstellenverzeichnis 467

2.1 Die Reichsspaltung (1. Kön. 12,1-19)

Obgleich Salomo zahlreiche Frauen hatte, hinterließ er doch, wie es scheint, nur einen Sohn, Rehabeam, und zwei Töchter, welche er an zwei Amtsleute verheiratet hatte (1. Kön. 4,11.15). Glücklicher als sein Vater und Großvater konnte Rehabeam unangefochten die Regierung über das zum Großstaat gewordene Reich übernehmen. Salomos Regierungszeit hatte sich durch Glanz und Wohlstand, durch Frieden und Fortschritt ausgezeichnet. Rehabeam trat ein glänzendes Erbe an und konnte sich in goldene Träume von Macht und Glück wiegen. Er hatte von dem, was in Wirklichkeit ihm bevorstand, wohl keine Ahnung. In seinen Charakter- und Geistesanlagen war er seinem Vater keineswegs ähnlich. Als ein in Purpur geborener Königssohn war er charakterschwach und weichlich, kurzsichtig und hochmütig, unselbstständig und brutal. Der Thron sollte ihm nur süße Ruhe und Lebensgenuss gewähren.

Die Volksversammlung zu Sichem stand unter Leitung Jerobeams, den das Volk aus Ägypten hatte holen lassen, wo er solange an Pharaos Hof Schutz und Aufnahme gefunden hatte. Beschlossen wurde auf diesem „Landtag“ zunächst, dass die Stammeshäupter nicht, wie bisher üblich, nach Jerusalem zur Königskrönung gehen, sondern Rehabeam zuvor nach Sichem eingeladen werden sollte, um nach Annahme der ihm gestellten Bedingungen die Huldigung zu empfangen. Dies war in Israels Geschichte ein Augenblick höchster Spannung, eine Entscheidung von unberechenbarer Bedeutung. Rehabeam folgte der Einladung in Begleitung zahlreicher Räte und Beamten, entschlossen, seine Ansprüche als Thronerbe durchzusetzen. Die Unabhängigkeitsbestrebungen des Stammes Ephraim waren altbekannt. Er musste damit von vornherein rechnen. Deshalb nahm er auf alle Fälle Adoram (oder Adoniram), den Oberbeamten über die Frohnarbeiter, mit, der wohl gewohnt war, mit widerstrebenden Elementen kurzen Prozess zu machen.

Die berechtigten Wünsche des Volkes. Hätte Rehabeam den weisen Rat der Älteren befolgt, dann wäre gewiss alles in bester Ordnung geblieben. Es liegt kein Grund vor anzunehmen, dass der Abfall eine schon vorher beschlossene Sache war und die Verhandlung nur ein Vorwand sein sollte. Das Volksbegehren war sicher ehrlich und begründet, obwohl die Unzufriedenheit über den harten Dienst und dadurch die Gärung unter der Masse groß war. Der maßlose Hochmut und Unverstand Rehabeams, der die Sachlage völlig verkannte und dem Rat der Jungen blindlings vertraute, weil dieser seinen eigenen Neigungen zusagte, seine harte aufreizende Antwort brachte das Pulverfass zur Explosion. Die Trennung war vollzogen, der Riss unheilbar, ein Wendepunkt in der Geschichte des Volkes. Töricht war der Versuch Rehabeams, den Aufruhr durch seinen Beamten Adoram niederzuschlagen. Mit Not rettete er das nackte Leben. Der Riss war vollzogen und niemand war da, ihn zu heilen. Mit der Herrlichkeit und Größe des von Salomo hinterlassenen Reiches war es zu Ende, wie die allernächste Zukunft beweisen sollte. Das große Reich war gewissermaßen an einem Tag zusammengebrochen.

War Jerobeam der raffinierte Demagoge oder ein edler Volksmann, der sich durch den Propheten tatsächlich hat führen lassen? Wenn wir vorurteilsfrei nur das, was die Heilige Schrift über ihn berichtet vor seinem „Abfall von Jehova“ überdenken, so macht die Schilderung seines Charakters und Verhaltens ganz den Eindruck, dass Jerobeam ein Mann war mit edlen, sozialen Grundsätzen. Auch der Umstand, dass das Volk seinen Nachfolger im Amt, Adoram, so glühend hasste, während man ihn rufen ließ und an die Spitze der Volksbewegung stellte, spricht zu seinen Gunsten. Der Name Jerobeam bedeutet: Das Volk rechtet, d. h. kämpft für seine Rechte. Er war ein geborener Volksführer. Er ließ sich auch erst rufen, anstatt wie ein Usurpator die Gewalt an sich zu reißen. Dadurch bewies er seinen Respekt vor dem Volkswillen. Es liegt kein Grund vor, dies sein Verhalten als schlaue Verstellung und Berechnung auszudeuten. Dass Jerobeam später in seiner königlichen Würde auf dem Sündenweg weiterging als Salomo, beweist jedoch nicht, dass er vordem tatsächlich sich nur von besseren Motiven hat leiten lassen.

„Denn es war eine Schickung von Jehova“ (1. Kön. 12,15). So hatte der Prophet Ahia von Silo (vgl. 1. Kön. 11,11.31) es vorher verkündigt. Das ist der Triumph der prophetischen Geschichtsbetrachtung, die Hand Gottes in den Ereignissen zu sehen. Die Menschen sehen sein Tun, aber die Propheten lässt er seine Wege wissen (Ps. 103,7).

4.6 Elias Entrückung (2. Kön. 2,1-12)

Ein Brief Elias an den König Joram von Juda (2. Chron. 21,12–15). Joram war der Sohn Josaphats und regierte zur selben Zeit wie der gleichnamige König von Israel. Elia konnte also noch sehr wohl zu dieser Zeit auf Erden gelebt haben. Dieser Brief wäre demnach das letzte Lebenszeichen des Propheten vor seiner Entrückung. Joram wandelte nicht in den Wegen seines Vaters Josaphat, sondern auf dem Weg der Könige Israels, wie das Haus Ahab tat; denn eine Tochter Ahabs war seine Frau (2. Chron. 21,6). Jetzt zeigten sich die unheilvollen Folgen der verkehrten Allianzpolitik Josaphats, dass er sich mit Ahab befreundet und die Tochter Isebels, Athalja, seinem Sohn zur Frau genommen hatte. Athalja war eine ebenbürtige Tochter Isebels. Wie diese den Ahab verführte, so übte Athalia ihren bösen Einfluss aus auf Joram. Dieselbe gräuliche Abgötterei wurde nun auch in Juda eingeführt und dadurch das Lebenswerk Josaphats zerstört. Auch schreckte Joram nicht zurück vor blutigen Verbrechen. Er erwürgte alle seine Brüder mit dem Schwert und auch etliche von den Fürsten Israels (2. Chron. 21,4). Da traf ihn mitten in seinem Sündenlauf durch eine Schrift des Propheten Elia die Strafankündigung Jehovas, die buchstäblich in Erfüllung gegangen ist (vgl. 2. Chron. 21,16–19).

Elias Abschied von den Prophetenschulen. Dass für Elia die Zeit seines Abscheidens gekommen sei, war ihm selbst und dem ganzen Kreis der Prophetenschüler bewusst. Der Geist Jehovas hatte es gewiss allen diesen mit Elia so eng verbundenen Männern geoffenbart. Wenn Elia nun versuchte, den Elisa von seiner Begleitung zurückzuhalten, so geschah dies aus Demut, weil er bei seinem bevorstehenden außerordentlichen Abscheiden, wie Jehova es ihm vorher kundgetan, keinen Zeugen haben wollte. Die Anhänglichkeit Elisas an seinen Meister jedoch ließ ihn nicht von seiner Seite weichen. Es lag Elia am Herzen, vor seinem Scheiden noch die Stätten zu besuchen, an denen er so viel gewirkt hatte, die Prophetenschulen zu Gilgal, Bethel und Jericho, sicher um ihnen Mut zuzusprechen und sie zu treuem Ausharren zu ermahnen. Jedes Mal begleiteten die Prophetenschüler die beiden Wanderer, um Elia das letzte Geleit zu geben. Auf diesem Weg unterhielten sie sich natürlich über den bevorstehenden Abschied ihres geliebten Lehrers und suchten sich in ihrem Trennungsschmerz gegenseitig zu trösten. Die Antwort Elisas: „Auch ich weiß es, schweigt nur stille“, bedeutet soviel als: Macht mir das Herz nicht schwer mit euren Klagen.

Durch den Jordan. Außer Elisa waren 50 Männer von den Prophetenschülern dem Elia nachgefolgt und blieben auf einer Anhöhe in der Nähe des Jordans stehen, um von dort aus den beiden Wanderern nachzuschauen, wie sie trockenen Fußes durch den Jordan gingen. Gleich wie Mose (2. Mo. 14,16) seinen Stab über das Schilfmeer reckte und das Wasser voneinander teilte, so nahm Elia zu demselben Zweck seinen zusammengerollten Prophetenmantel (2. Kön. 2,8). Die Absicht Elias bei diesem Übergang über den Jordan scheint also gewesen zu sein, sich auf diese Weise von den ihm nachfolgenden Prophetenschülern loszureißen, um ungestört mit Elisa den letzten Augenblick allein zu sein.

Vielleicht hatte dieser wunderbare Jordanübergang für Elia noch einen tieferen Sinn. Wie er auf seinem 40tägigen Gang nach dem Berg Horeb die Geschichte Israels innerlich durchlebte, so gewiss auch beim Durchgang durch den Jordan das, was jener Durchzug für Israel unter Josuas Führung bedeutete, jetzt nur in umgekehrter Richtung, heraus aus dem irdischen Kanaan, dessen Besitz für Israel durch ihre Untreue gegen Jehova nicht die verheißene Ruhe gebracht hatte, hinein in ein besseres Kanaan. Der Jordan weist hin auf die Todeslinie zwischen dem Schauplatz der Sünde und Unruhe des Lebens und der sabbatlichen Ruhe und Vollendung (vgl. Hebr. 4) des Volkes Gottes.

Ein zwiefältig Teil von deinem Geist (2. Kön. 2,9.20). Vor seinem Abscheiden wollte Elia seinem treuen Schüler und Nachfolger noch eine letzte Bitte gewähren, soweit deren Erfüllung in seiner Macht stand. Als Elisa um einen Erstgeburtsanteil am prophetischen Geist bat, also doppelt soviel als die anderen Prophetenschüler, um die große Aufgabe eines Nachfolgers Elias erfüllen zu können, erklärte Elia die Gewährung derselben als nur in Gottes Macht stehend, doch könne er darauf rechnen, dass Gott ihm das Erbetene geben werde. Das Zeichen der Erhörung seiner Bitte würde sein, wenn Gott dem Elisa gestatten würde, Zeuge der wunderbaren Entrückung Elias zu sein.

Elia stieg auf im Wetter gen Himmel. Die Geschichte ist vielfach arg missverstanden worden, als ob Elia in einem feurigen Wagen gen Himmel gefahren sei. Es ist deshalb wichtig, genau zu lesen, was die Schrift berichtet. Es heißt einfach: „Siehe, Wagen des Feuers und Rosse des Feuers!“ Durch eine feurige Wetterwolke, in welcher Elisa Wagen und Rosse des Feuers erblickte, wurde Elia von ihm getrennt und verschwand in derselben himmelwärts. Elia ist also nicht im Wagen aufgefahren, er ist auch nicht in den Himmel erhoben worden, sondern er ist hinweggenommen worden wie einst Henoch (1. Mo. 5,24), und zwar in einem Wetter vor den Augen Elisas himmelwärts.

„Wagen und Rosse“ sind ein bildlicher, prophetischer Ausdruck der Macht und Herrlichkeit Jehovas, womit er seine Feinde besiegt (vgl. Jes. 66,15). Das Bild des verzehrenden Feuers in der dunklen Wolke ist ein bekanntes Symbol der alttestamentlichen Gottesoffenbarung (vgl. 2. Mo. 24,17). Der Eindruck dieser Erscheinung auf Elisa war so gewaltig, dass er ausrief: „Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und seine Reiter.“ Die Anrede „mein Vater“ war die übliche bei den Prophetenschülern ihrem Lehrer gegenüber.

Mit dem Ausdruck „Wagen Israels und seine Reiter“ (2. Kön. 13,14) wollte er aussprechen, dass die Person Elia gleichbedeutend sei mit einer ganzen Heeresmacht für Israel, weil die himmlische Heeresmacht Jehovas, welche Elisa soeben geschaut, Elia umringte, zu seinem Dienst bereit und ihm zur Verfügung stehend. So war denn dieses Zeichen eine göttliche Besiegelung des ganzen Lebenswerkes Elias. Er war für Israel eine Heeresmacht, und das Himmelsheer Jehovas stand ihm zur Seite. Von einer Himmelfahrt des Elia sagt die Schrift ebenso wenig wie von einer Himmelfahrt des Mose oder Henochs. Alle drei wurden hinweggenommen und nicht mehr gesehen. Über das Wohin und Wie bleiben ungelöste Fragen übrig.