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Schriftenmission-Langenberg.de


Die Wirksamkeit des Propheten Hesekiel
im Rahmen der Heils- und Zeitgeschichte

Ansicht Cover Band1 Für Hesekiel begann von der Zerstörung Jerusalems an die Zeit seiner besonderen Mission. Er wurde der Prophet des Exils, der geistige Führer der jüdischen Gemeinde in Babel. Hesekiel musste viel Not und Elend erleben. Insofern war er seinem durch Deportation gebeugten Volk nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich sehr nahe.

Gericht und Heil sind zwei Schwerpunkte seines prophetischen Wirkens, auf die Heinrich Langenberg besonders hinweist. Während in den Kapiteln 1 - 24 vor allem Gerichtsweissagungen zu finden sind, kommen in den Kapiteln 25 - 48 vorwiegend Heilsweissagungen vor. Hesekiel endet mit dem Ausblick auf die wiederhergestellte theokratische Herrlichkeit inmitten seines Volkes. Ihr angepasst ist die Form der Offenbarungsmitteilung, die seiner priesterlichen Vorstellungswelt so nahe liegende, dem Tempelkultus entlehnte, großartige Symbolik.

Brosch., 480 Seiten, 27,00 €
ISBN-13: 978-3-00-024790-3
Bestellnummer: 1280

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Ausschnitte zum Probelesen (siehe Punkt 59)


Inhaltsverzeichnis


1 Einleitung 11
2 Die Thronherrlichkeit Gottes 14
3 Die Herrlichkeitsprophetie Hesekiels 19
4 Der auf dem Thron saß 25
5 Die Sendung des Propheten 30
6 Der Wächter für das Haus Israel 37
7 Sinnbildliche Belagerung Jerusalems 43
8 Das Zorngericht Jehovas über Jerusalem 48
8.1 Fragen und Probleme 54
8.2 Das Eigentümliche der prophetischen Persönlichkeit Hesekiels 55
9 Weissagung wider die Berge Israels 57
10 Es kommt das Ende über die vier Enden des Landes 63
11 Jerusalems Götzendienst 69
12 Die Heimsuchung der Stadt 76
13 Die Einäscherung der Stadt 81
14 Das Gericht über die Volksführer 87
15 Die Wiederherstellung des Gottesvolkes 92
15.1 Fragen und Probleme 98
15.2 Hekiels Mission unter den Verbannten 98
16 Das Exil für den Überrest Jerusalems und Judas 102
17 Wider die falschen Propheten und Prophetinnen 108
18 Die Unabwendbarkeit und der Erziehungszweck des Gerichtes 115
19 Zerstörung des Eigendünkels 122
20 Israels widersinniges Treiben 128
21 Gericht und Gnade 133
22 Gericht und Gnade für das Haus Davids 141
23 Fragen und Probleme 148
24 Der Einfluss des Exils auf die Neugestaltung Israels 149
25 Die Seele, welche sündigt, die soll sterben 158
26 Habe ich etwa Wohlgefallen am Tode des Gottlosen? 158
27 Die göttlichen Gerichtsgrundsätze am Hause Davids demonstriert 164
28 Jehovas Erziehungsgrundsätze in der Geschichte Israels 169
29 Was die lebende Generation aus der Geschichte lernen soll 175
30 Ein Schwert, ein Schwert ist geschärft und auch gefegt 182
31 Jerusalems Sünde und Untergang 189
32 Fragen und Probleme 195
33 Jerusalems Gericht, ein Signal für den Untergang der Welt 197
34 Ohola und Oholiba 199
35 So will ich der Unzucht im Lande ein Ende machen 205
36 Die Zerstörung Jerusalems 211
37 Weissagungen wider Ammon, Moab, Edom und Philistäa 218
38 Der Untergang von Tyrus 223
39 Klagelied über Tyrus 229
40 Hochfahrend war dein Sinn wegen deiner Schönheit 234
41 Fragen und Probleme 241
42 Die Bedeutung Ägyptens für Israel 242
43 Gericht und Gnade für Ägypten 245
44 Ägyptens Untergang 250
45 Der Götzendienst Ägyptens zunichte gemacht 255
46 Der Sturz der stolzen Zeder 260
47 Klagelied über Pharao 266
48 Pharao im Totenreich 272
49 Gesamtweissagung über Ägypten 278
50 Fragen und Probleme 283
51 Die Wiederherstellung Israels nach Hesekiel 284
52 Das geistliche Wächteramt 287
53 Das schwierige Missionsfeld des Wächters 293
54 Ich selbst werde meine Herde weiden 299
55 Christus, der gute Hirte 304
56 Edom, der Feind der Herde Jehovas, gerichtet 309
57 Kanaan, das wiederhergestellte Erbe Israels 313
58 Um meines Namens willen 318
58.1 Fragen und Probleme 322
58.2 Israels Heil, eine Neuschöpfung Gottes 323
59 Herzenserneuerung 325
60 Auferweckung vom Tode 330
61 Eine Herde und ein Hirte 336
62 Gog im Lande Magog 341
63 Gericht über Gog 347
64 Gogs Untergang 350
65 Offenbarung der Herrlichkeit Jehovas in aller Welt 356
65.1 Fragen und Probleme 360
65.2 Die Erfüllung in Christus und prophetischer Realismus 361
66 Der neue Tempel 364
67 Die Vorhöfe Jehovas 370
68 Das Tempelgebäude 376
69 Der heilige Bezirk 385
70 Die Weihe des Heiligtums 390
71 Der Brandopferaltar 395
72 Heiligung zum Dienst 400
72.1 Fragen und Probleme 404
72.2 Die messianische Bedeutung der Tempelvision Hesekiels 406
73 Das messianische Priestertum Israels 407
74 Die messianische Staatsordnung 413
75 Die religiöse Festordnung im Messiasreich 418
76 Ordnungen im Hause Gottes 423
77 Der Segensstrom aus dem Tempel 429
78 Die Grenzen des Heiligen Landes 436
79 Verteilung des Erbes 439
Bibelstellenverzeichnis 449

59 Herzenserneuerung (36,25–38)

Alles war dem Überrest Israels zerschlagen worden. Jerusalem war zerstört, der Tempel lag in Trümmern. Das Erbland war verwüstet. Die letzten Hoffnungen wurden vollends durch die Reden Hesekiels zertrümmert. Das davidische Königtum war zusammenge­brochen. Die Hirten des Volkes sollten ihres Amtes enthoben wer­den. Alle Anstrengungen zur moralischen Besserung und Erhebung aus dem Elend waren erfolglos, selbst die durch den Ein­druck der furchtbaren Gerichtskatastrophe hervorgerufene Beu­gung und Bußstimmung brachte keine wirkliche Herzensbekehrung zustande. Die vollständige Ohnmacht und der gänzliche Un­wert Israels war offenbar geworden. Aber nun war auch der Boden bereitet für die Heilsbotschaft, dass Gott etwas ganz Neues schaffen wolle, etwas, was nur Gott allein bewirken kann, eine Neuschöpfung. Was der Prophet jetzt zu verkündigen hat, ist dasselbe, was Jesus dem Nikodemus gesagt, die Botschaft von der Geburt aus Wasser und Geist (vgl. Joh. 3).

"Und ich werde reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet von allen euren Unreinigkeiten, und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen." (36,25)

Das in sein Land zurückgeführte Israel soll als Gottesvolk durch die Wasserbesprengung gereinigt und geweiht werden. Verschiedene solcher Reinigungszeremonien kannte man im Alten Bunde (vgl. 3. Mo. 15,19ff.; 4. Mo. 19). Alle diese Waschungen und Besprengungen hatten symbolischen Charakter und sollten die Reinigung von der Sünde und Schuld darstellen. Sie konnten jedoch eine wirkliche Reinigung nicht bewirken. Diese will Gott selber zustande bringen und reines Wasser über sein Volk sprengen. Das wird eine gründliche Herzensreinigung sein von allen Unreinigkeiten und Götzendienst. Es handelt sich nicht nur um Sündenvergebung, sondern um Reinigung von den Sünden und ein Leben der Heiligkeit. Dazu gehört allerdings eine radikale Herzenserneuerung, damit ein neues Lebenszentrum geschaffen wird.

"Und ich werde euch ein neues Herz verleihen und einen neuen Geist in euer Inneres legen und werde das steinerne Herz aus eurem Leibe entfernen und euch ein fleischernes Herz verleihen." (36,26)

Was in Kapitel 11,18 bereits verheißen war, das soll Wirklichkeit werden. Nunmehr ist der Weg gebahnt und ein besseres Verständnis möglich. Das neue Herz und der neue Geist bilden zusammen das neue Lebenszentrum (vgl. Hes. 18,31), die religiöse Wiedergeburt des Volkes. Das Herz von Stein, das auf die Mahnungen der Propheten nie hatte hören wollen, soll entfernt werden, und stattdessen soll Israel ein fleischernes Herz empfangen, welches das Wort Gottes willig aufnimmt. Der neue Geist ist die neue Gesinnung, die darauf bedacht ist, Gottes Willen zu erfüllen. Dies alles wird ermöglicht durch Mitteilung des Geistes Gottes.

"Und ich werde meinen Geist in euer Inneres legen und schaffen, dass ihr nach meinen Satzungen wandelt und meine Ordnungen beobachtet und danach tut." (36,27)

Der Geist Gottes ist das neue Lebensprinzip, die Kraft, die Befähigung, der Motor des Lebens. Der Erfolg wird ein gottwohlgefälliger Wandel in den Satzungen und Ordnungen Jehovas sein (vgl. Hes. 11,20). So wird Israel, durch die Gnade Gottes geheiligt und mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet, die Gebote halten.

"So sollt ihr dann wohnen bleiben im Lande, das ich euren Vätern verliehen habe, und sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein." (36,28)

Es ist also eine wiederhergestellte Theokratie mit ihren verheißungsmäßigen Segnungen und Vorrechten. Der Glückszustand des Volkes hat seinen Grund in der innigen Lebensgemeinschaft mit Gott und den daraus fließenden Segnungen im Lande Kanaan.

"Und ich werde euch von allen euren Unreinigkeiten befreien und werde dem Getreide rufen und es mehren und werde keine Hungersnot mehr über euch verhängen. Und ich werde die Früchte der Bäume und den Ertrag der Felder mehren, damit ihr nicht noch einmal die Schmach einer Hungersnot unter den Völkern auf euch nehmen müsst." (36,29–30)

Eine Wiederherstellung paradiesischer Zustände wird diese Segnung Israels sein. Ausdrücklich wird noch einmal zusammenfassend betont, dass eine Reinigung von allen Unreinigkeiten die Voraussetzung bildet. Eine Wiederkehr der Schmach vor den Heiden durch Gerichte wird dann nicht mehr stattfinden (vgl. Kapitel 34,29).

"Da werdet ihr dann an euren bösen Wandel denken und an eure Werke, die nicht gut waren, und wer­ det vor euch selbst Ekel empfinden wegen eurer Ver­ schuldung und wegen eurer Gräuel." (36,31)

Erst dann, wenn Israel die überwältigende Gnade und Liebe Jehovas erfahren hat, wenn es in der Fülle des Segens den wahren Charakter Jehovas erkennen wird, dann wird es recht zum Bewusstsein seiner Schuld kommen und Ekel vor sich selber empfinden (vgl. Hes. 20,43). Dieses ist noch etwas anderes als die unter dem Eindruck des Gerichts entstandene Reue (vgl. Hes. 6,9). Die Reue des verlorenen Sohnes bei den Trebertrögen war eine andere als die, da er am Herzen des Vaters zusammenbrach (vgl. Lk. 15,17–21).

Diese Lektion lernt man nur im vollen Verständnis der Gnade. Die ganze Abscheulichkeit der Sünde und damit der Ekel vor sich selber kommt uns da erst zu Bewusstsein. Ja noch mehr, da wird der Mensch erst fähig, theozentrisch zu denken und zu empfin­den, zu verstehen, dass sich im letzten Grunde alles nur um die Verherrlichung Gottes dreht und nicht um unser Wohl und Wehe. Auch der Gläubige muss da noch einmal umlernen und erkennen, dass er nur ein unnützer Knecht gewesen ist mit seinem besten Wollen und Tun (vgl. Lk. 17,10).

"Nicht euretwegen schreite ich ein, spricht der Herr Jehova. Das sei euch kund! Schämt euch und errötet über euren Wandel, ihr vom Hause Israel." (36,32)

Das ganze Heilswerk geschieht ausschließlich zur Verherrlichung Gottes (vgl. Vers 22; Eph. 1,12). Nur von diesem Standpunkt aus verstehen wir die rätselhaften Regierungswege Gottes mit den Menschen und seine letzten Heilsziele. Wir müssen alles Dreinreden wohl unterlassen, und uns bleibt nur übrig, uns zu schämen und zu erröten über unseren Wandel. Israel wird den Völkern diese Wahrheiten praktisch vor Augen führen.

"So spricht der Herr Jehova: An dem Tage, da ich euch von allen euren Verunreinigungen reinige, da werde ich die Städte wieder bevölkern, und sollen die Trümmer wieder aufgebaut werden. Und das verödete Land wird bestellt werden, anstatt dass es bisher wüste lag vor den Augen eines jeden, der vorüberzog." (36,33–34)

Israel soll ein Zeugnis für Jehova sein vor den Augen der Völkerwelt. Dazu muss Kanaan, das Erbe Israels, wieder hergestellt und zu einer würdigen Wohnung des Gottesvolkes eingerichtet werden.

"Und man wird sagen: Dieses Land, das verödet war, ist wie der Garten Eden geworden, und die Städte, die in Trümmern lagen, verödet und zerstört waren, sind wohl befestigt und bewohnt. Da werden dann die Völker, die rings um euch übrigbleiben werden, erkennen, dass ich, Jehova, das Zerstörte wieder gebaut, und das Verödete wieder bepflanzt habe. Ich, Jehova, habe es geredet und werde es vollführen." (36,35–36)

Aus dem Anschauungsunterricht werden die Völker die Macht und Heiligkeit Jehovas lernen, nachdem sie auch an sich selber das Gottesgericht erfahren haben. Was Eden war in der Urgeschichte der Menschheit, das wird das Kanaan der messianischen Heilszukunft sein, das Zentrum des Segens für die Völkerwelt.

"So spricht der Herr Jehova: Auch darin werde ich mich noch vom Hause Israel erbitten lassen, dass ich es ihnen erweise: Ich will sie zahlreich machen an Menschen, wie eine Herde von Schafen. Wie das Heiligtum von Opferschafen, wie Jerusalem an seinen Festzeiten von Schafen, so sollen die verödeten Städte voll sein von Menschenherden, damit sie erkennen, dass ich Jehova bin." (36,37-38)

Nachdem die Qualität der Neuschöpfung ausführlich beschrieben worden ist, bleibt noch die Frage nach der Quantität oder dem Umfang derselben zu beantworten. Israel war sehr klein und ge­ring geworden. Wird da das Israel der Heilszeit nicht zahlenmäßig sehr schwach sein? Darauf wird zunächst geantwortet mit einer Verheißung großer Vermehrung (vgl. Vers 10). Israel soll so zahlreich werden wie die Opferschafe zu den Festzeiten in Jerusalem. Das Wie in dieser Frage wird in Kapitel 37 erörtert.