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Der Kolosserbrief

Ansicht Cover Band1 Der Kolosserbrief gehört zu den sieben Gefangenschaftsbriefen des Paulus. Auffallend ist die große Ähnlichkeit zum Epheserbrief. Beide enthüllen uns die tiefsten Geheimnisse des Christus für seine Gemeinde. Trotz der großen Ähnlichkeit beider Briefe haben wir aber ganz klare Unterscheidungen zwischen beiden. Während der Epheserbrief die Gemeinde in Christus zum Gegenstand hat, beschäftigt sich der Kolosserbrief mit der Größe des Christus, des Hauptes der Gemeinde. Der Kolosserbrief ist vorwiegend christologisch. Christi Person und immer wieder Christi Person ist es, um die sich die ganze Erörterung dreht.

Im Brief wird beabsichtigt, die Kolosser zu einer zunehmenden Erkenntnis Christi in seiner Größe und Herrlichkeit anzuleiten. Dadurch sollte es zu Fortschritten in der christlichen Lebensführung und zur Bewahrung vor Irrlehren kommen. In die Gemeinde, die sich noch in einem guten Zustand befand, war nämlich eine dem Evangelium fremde Frömmigkeits- und Vollkommenheitslehre jüdischer Art eingedrungen. Ziel des Briefes war also auch, die lehrmäßig noch intakte Gemeinde geistlich gesund zu erhalten.

Broschüre, 142 Seiten, 9,80 €
ISBN 978-3-00-060864-3
Bestellnummer: 1120

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Ausschnitte zum Probelesen


Inhaltsverzeichnis


1 Einleitung 7
2 Eingang des Briefes (Kap. 1,1-14) 11
3 Thema des Briefes 32
4 Wer ist Christus, und was ist der Gemeinde mit ihm gegeben? (Kap. 1,15-2,5) 33
4.1 Die Vorrangstellung des Christus (Kap. 1,15-20) 33
4.2 Die Bedeutung der fortgehenden Versöhnung für die Gemeinde (Kap. 1,21-23) 45
4.3 Der Dienst des Apostels Paulus und der Reichtum der Herrlichkeit des Geheimnisses: Christus unter euch (Kap. 1,24-2,5) 52
5 Die Zubereitung der Gemeinde zu einem der Größe des Christus und ihrer hohen Berufung würdigen Wandel (Kap. 2,6-4,6) 66
5.1 Was alles für die hohe Berufung der Gemeinde auf dem Spiele steht (Kap. 2,6-15) 66
5.2 Die Warnung vor selbstgemachter Frömmigkeit (Kap. 2,16-23) 79
5.3 Die neue Orientierung nach oben (Kap. 3,1-4) 88
5.4 Der alte und der neue Mensch (Kap. 3,5-11) 91
5.5 Der neue Mensch in der Gemeinschaft und der neue Wandel (Kap. 3,12-17) 102
5.6 Die neue Hausgemeinschaft (Kap. 3,18-4,1) 109
5.7 Der Gebetswachdienst und das strahlende Zeugnis (Kap. 4,2-6) 118
6 Der Schluss des Briefes (Kap. 4,7-18) 123
Bibelstellenverzeichnis 133

5.3 Die neue Orientierung nach oben (Kap. 3,1-4)

Für die wahre Frömmigkeit zeigt Paulus nun das höchste Motiv, indem er alle bisher gemachten Ausführungen über die Größe des Christus und den der hohen Berufung der Gemeinde entsprechenden Wandel zusammenfasst. Dieses Motiv hat keinen das eigene Ich verherrlichenden Charakter wie bei den jüdischen Irrlehrern. Es ist auch zu beachten, dass Paulus nicht an ein Negatives anknüpft wie das der Welt Abgestorbensein (Kapitel 2,20), sondern eine beglückende positive Voraussetzung nachweist.

„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt wurdet, so suchet das da droben, wo der Christus ist zur Rechten Gottes sitzend.“ (3,1)

Das Christentum ist kein bloßer Ersatz für den Verlust der Welt. Kein Notbehelf für das traurige Leben, sondern das gerade Gegenteil, es ist oberstes Gesetz des Lebens. Paulus sagt auch nicht: „Da ihr nun gestorben seid mit Christus weg von den Elementen der Welt“, sondern: „Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt wurdet.“ Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir von der Auferweckung des Herrn aus unsere Glaubenseinstellung gewinnen (Eph. 1,19–20). Das ist ein Glaube, der das Leben meistert, der Sieg, der die Welt überwindet (1. Joh. 5,4). Der Glaube schaut nicht zurück auf das, was er in der Welt verloren hat, sondern er schaut vorwärts und aufwärts.

„So suchet das da droben.“ Im Epheserbrief zeigt Paulus das Himmlische (epurania, Eph. 1,3.20; 2,6; 3,10), im Kolosserbrief dagegen das da droben (ta ano), weil er den Gegensatz zwischen oben und unten betonen will. Die Elemente der Welt, von denen der Gläubige mit Christus hinweggestorben ist (Kapitel 2,20), gehören der Region da unten an. Da droben ist die Region des erhöhten Christus. Er steht über der Welt und der Natur. Daselbst ist nun auch der Platz der Gemeinde. Da ist der Christus sitzend zur Rechten Gottes. Die Gemeinde ist sein Werk vom Throne aus, so wie wir es in der Apostelgeschichte kennenlernen. Das Sitzen zur Rechten Gottes symbolisiert Herrschaft, Regierung (Mt. 22,44; 26,64; Apg. 2,34; 7,55; Röm. 8,34; Eph. 1,20; 1. Petr. 3,22; Hebr. 1,3; 8,1; 10,12; 12,2; Offb. 5,1.7).

Dass die Gemeinde „das da droben“ suchen soll, wo der Christus ist zur Rechten Gottes sitzend, muss zusammenhängen mit der besonderen Berufung der Gemeinde nach oben (Phil. 3,14). Diese betrifft die Teilnahme an der Weltregierung und Weltvollendung. Die Orientierung nach oben sollen die Kolosser suchen. Das Suchen muss zum Finden führen (Mt. 7,7–8), sonst bleibt es eine beständige Unsicherheit. Solange die Magnetnadel unseres Herzens den ruhenden Pol noch nicht gefunden hat, ist sie in Unruhe. Rechtes Suchen heißt zur Ruhe kommen.

„Nach dem, was droben ist, trachtet, nicht nach dem, was auf Erden.“ (3,2) Hat das Suchen seinen ruhenden Pol gefunden, so tritt an seine Stelle das Trachten (phronein = denken, sinnen, gesinnt sein). Erst muss das Ziel klar erkannt und daraufhin die Einstellung gewonnen sein, dann kann das Trachten fruchtbar werden (Phil. 3,14–15). Trachten ist Streben mit der innersten Herzensgesinnung, das Sichausstrecken nach einem Ziel. Also soll der Gläubige sein ganzes Streben einstellen nach der Berufung nach oben. Das „droben“ steht dem „was auf Erden“ entgegen. Was ist denn auf Erden? In diesem Zusammenhang ist wohl an das zu denken, was zum Untergang durch den Verbrauch bestimmt ist (Kapitel 2,22). Wohl gebrauchen wir dieses für unser irdisches Leben, aber wir sollen nicht danach trachten. Es wird uns als freundliches Geschenk hinzugefügt (Mt. 6,33).

„Denn ihr starbt, und euer Leben ist verborgen worden mit dem Christus in Gott.“ (3,3)

Nach Kapitel 2,20 sind die Gläubigen weggestorben von den Elementen der Welt, und sie sterben dauernd in diesem Sinne, aber sie erleiden dadurch keinen Verlust, sondern es ist ein Sterben zum Leben. Dieses Leben ist nun nach dem weisen Ratschluss Gottes zunächst noch ein verborgenes, verhülltes, und zwar nicht nur vor den Augen der Welt, sondern auch vor ihnen selbst (1. Joh. 3,2). Es ist noch mit dem Christus in Gott verborgen. Das „mit dem Christus“ bestimmt das ganze Heilserleben des Gläubigen. Er ist mit Christus gestorben (Kapitel 2,20), mit Christus auferweckt (Kapitel 3,1) und nun auch in seiner höheren Existenz mit dem Christus verborgen. Das enthüllte Leben kann erst gleichzeitig mit der Offenbarung unseres Herrn Jesu Christi eintreten. Daher warten wir so sehnsüchtig auf dieselbe (1. Kor. 1,7).

„In Gott“ , der Quelle alles Lebens, ist auch unser Leben verborgen. Christus ist der Enthüller des geheimnisvollen Lebens Gottes. Was dieses ist, können wir im Glauben bereits erfassen als solche, die in Christus ihre Existenz haben, aber nach der Welt hin bleibt es so lange ein Geheimnis, bis es in der Offenbarung Jesu Christi sich auswirkt zur Weltvollendung.

„Wann der Christus offenbar geworden ist, unser Leben, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar gemacht werden in Herrlichkeit.“ (3,4)

Auf diesen künftigen Zeitpunkt ist das Sehnen und Trachten der Gemeinde eingestellt. „Wann aber – dann“ weist hin auf dieses Ziel. Es wird der Christus als unser Leben offenbar gemacht werden. Paulus sagt in Phil. 1,21: „Denn mir ist das Leben Christus“ (vgl. Joh. 11,25); das heißt nun nicht nur, dass er Inhalt unseres eigenen Lebens ist, sondern vielmehr noch, dass er für uns das Leben selber, unser Leben ist. Ohne ihn gibt es gar kein Leben für uns. Das höhere Leben der Gemeinde ist der Christus. Deshalb kann die Gemeinde nur mit ihm offenbar gemacht werden in Herrlichkeit. Dann wird offenbar werden, was Christus der Gemeinde und was die Gemeinde für Christus ist, und wie sie das Leben für die Welt bedeutet.

„In Herrlichkeit“ , d. h. wir werden mit Christus verherrlicht (Röm. 8,17). Die Herrlichkeit Christi ist seine Königsherrschaft über die Welt bis zu ihrer Vollendung. Dass die Gemeinde mit ihm königlich herrschen wird, ist ihr Anteil an seiner Herrlichkeit.