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Schriftenmission-Langenberg.deDer Epheserbrief
Ausschnitte zum Probelesen
Hinweis zum Gottesnamen "Jehova"
1 Einführung1.1 Die heilsgeschichtliche SchauZum
tieferen Verständnis des Epheserbriefes ist es nicht nur notwendig, die
Situation zu erkennen, aus der heraus Paulus diesen Brief geschrieben hat, auch
nicht nur das Maß des inneren Werdens Wir
werden dabei entdecken, dass ein wundervoller
Plan dieser Sammlung paulinischer Briefe zugrunde
liegt. Es ist wohl nicht zufällig, dass Paulus gerade an sieben Gemeinden
geschrieben hat, soweit uns seine Briefe unter der Überwaltung des Heiligen
Geistes überliefert worden sind. Der symbolische Wert der Siebenzahl ist die
geschöpfliche Vollendung oder die vollkommene Neuschöpfung. Während die
sieben Sendschreiben in der Apokalypse die Zubereitung der Gemeinde Gottes für
den Dienst im künftigen Königreich des Christus zeigen, deuten uns die
Gemeindebriefe des Apostels Paulus das große Werden der Gemeinde Gottes in
heilsgeschichtlicher Beziehung. Mit dieser Werdegeschichte ist das persönliche
Werden des Apostels Paulus aufs engste verknüpft. Paulus
befindet sich als Gefangener in Rom (Kapitel
3,1; 4,1; 6,20). Demnach gehört der Epheserbrief zu den sogenannten
Gefangenschaftsbriefen Paulus’. Als solche sind der Epheser–, Kolosser–, Dies
war das nächste klare Ziel des Apostels in seiner weltweiten Missionsarbeit,
das plastische Zeugnis von dem enthüllten Geheimnis der Einheit der Gemeinde
aus Juden und Heiden. Dazu sollte auch die großzügige Kollekte dienen, welche
von den Heidenchristen des paulinischen Gemeindegebietes für die Heiligen in
Jerusalem als Dankopfer dargebracht wurde, und das persönliche Erscheinen der
hervorragenden Vertreter dieser Gemeinden aus Europa und der Asia bei Überbringung
der Kollekte, ihrer sichtbaren Gnade (CHARIS
= Wohltat)
als Erwiderung für die empfangene
Gnade (CHARIS = Gnade). Sie
repräsentierten gleichsam die Darbringung der Erstlingsbrote aus den Nationen
zu dem neuen Gemeindepfingsten in Jerusalem. Ehe
Paulus von Korinth mit seinen Begleitern abreiste nach Jerusalem, schrieb er
noch den Römerbrief. In ihm zeigt er den Heilsweg für den einzelnen in
Rechtfertigung, Heiligung und Erlösung und den Zeugnisdienst in Verbindung mit
dem Heil für Ganzisrael. Der
prophetische Blick nach Rom ging
für Paulus weit über Jerusalem hinaus (Apg. 19,21; 23,11). Es war ihm klar,
dass das vollere Pfingstzeugnis in Jerusalem noch nicht den Abschluss seiner großen
Missionsaufgabe bedeutete, wiewohl es das nächste Ziel war, die entscheidende
Wende im heilsgeschichtlichen Werden sowohl für Israel als auch für die
Gemeinde Gottes. Für Israel bedeutete dieses Pfingsten in Jerusalem den
Durchbruch des göttlichen Das
nächste sichtbare Ziel für das Werden Paulus’ und das Werden der Gemeinde
war Rom
und die Gefangenschaft des Apostels daselbst.
Paulus betont es, dass er in Rom als Gebundener Christi Jesu zugunsten der
Heiden sich befindet (Kapitel 3,1) und als Gebundener in dem Herrn (Kapitel 4,1)
und dass er zugunsten des Evangeliums mit seinem großen Geheimnis ein Gesandter
in der Kette ist (Kapitel 6,20). Damit bezeichnet Paulus den neuen Standort
und die neue Schau.
Er ist niemals negativ. Der Zerbruchsweg, von dem er im 2. Korintherbrief
gezeugt, und auf dem er die Fülle der Kraft des Christus als eine zweite Gnade
erleben durfte, war noch nicht zu Ende, sondern es war eine neue Station
erreicht, eine neue Schau gewonnen worden. Aus dieser Schau heraus schrieb
Paulus seine Gefangenschaftsbriefe. Alle
sieben Gefangenschaftsbriefe Paulus’ haben einen überzeitlichen,
himmlischen Charakter:
Die
drei ersten Gefangenschaftsbriefe (Epheser,
Kolosser und Philemon) gehören enger zusammen. Die Zeit ihrer Abfassung fällt
in die erste römische Gefangenschaft Paulus’ während der zwei Jahre, von der
uns noch Lukas berichtet (Apg. 28,30–31). Der Epheser– und Kolosserbrief
enthüllen uns die
tiefsten Geheimnisse des Christus für seine Gemeinde.
Im Epheserbrief haben wir das Geheimnis, dass die Heiden Miterben und Mitleib
und Mitteilhaber der Verheißung
in
Christus sind
durch das Evangelium. Im Kolosserbrief enthüllt uns Paulus das Geheimnis des Christus
in euch,
die Hoffnung der Herrlichkeit. Das „in
Christus“ und
das „Christus
in euch“ sind
die zwei Seiten des Evangeliums, welches Paulus als Gefangener Christi Jesu für
die Gemeinde den Gläubigen zu verkündigen hat. Er ist der Apostel dieses
Evangeliums, und weil es für ihn keinen Ersatz gab, deshalb kämpfte er auch so
entschieden für die Anerkennung seines Apostolats. War
die römische Gemeinde nach dem Römerbrief die Trägerin des
heilsgeschichtlichen Weltmissionsprogramms Paulus’ und in dieser Beziehung
berufen, seine Testamentsvollstreckerin zu werden, so waren die
beiden Gemeinden der Asia (Ephesus
und Kolossä) berufen, die zwei tiefsten Geheimnisse des Evangeliums von Christus
und seiner Gemeinde zu verwalten. Dieser spätere johanneische Gemeindekreis
empfing auch die sieben Sendschreiben der Apokalypse von dem Geheimnis der
sieben Sterne und der sieben goldenen Leuchter. Man könnte die Frage aufwerfen,
warum dieses Vorrecht nicht auch der römischen Gemeinde zufiel. Die römische
Gemeinde verschwindet ganz aus dem prophetischen Blickfeld, während die
Gemeinden in Ephesus und Kolossä (Laodizea) noch eine prophetische Mission zu
erfüllen hatten, bis auch sie im Laufe der Zeit eingingen. Welches
war nun der
Anlass zum
Schreiben des Epheserbriefes? Wir haben in ihm wohl den unpersönlichsten Brief
Paulus’ vor uns. Es fehlen in ihm auch alle geschichtlichen Anknüpfungspunkte.
Nur eine Tatsache wird erwähnt und besonders stark betont, die Gefangenschaft
des Apostels (Kapitel 3,1; 4,1; 6,20). Diese genügt aber, um die Frage nach dem
Anlass zu beantworten, wenn wir von der Voraussetzung ausgehen, dass das Werden
der Gemeinde mit dem Werden des Apostels innerlich zusammenhängt und parallel läuft.
Mitten aus der vollen Arbeit herausgerissen, in der Kurve seiner erfolgreichsten
Mission, da die jungen Gemeinden ihn scheinbar gar nicht entbehren können,
wurde er plötzlich beiseite gesetzt und in seinem Vorwärtsdrängen lahmgelegt.
In dieser Lage aber verzweifelte er nicht, sondern versenkte sich in den ewigen
Heilsratschluss Gottes, der unabhängig von Menschen durchgeführt wird. Dabei
fand in seiner Schau des heilsgeschichtlichen Werdens eine bedeutsame
Schwerpunktverlagerung statt,
ganz heraus aus dem Bereich menschlicher Anstrengungen hinein in den absoluten
Willen des alleinmächtigen Gottes. Diese große Wahrheit darf aber nicht
einseitig theoretisch, dogmatisch formuliert gefasst, sondern muss erlebnismäßig
erkannt werden. Darum musste Paulus ein Gebundener
Christi Jesu werden,
ein seiner Freiheit Beraubter, ein immer mehr vereinsamter Mensch. Denselben Weg
soll auch die Gemeinde geführt werden. Zeigt uns der 2. Korintherbrief, was
Paulus zugunsten der Gemeinde auf dem Zerbruchs- und Schwachheitsweg
erfahren und gelernt hat, so haben wir im Epheser– und Kolosserbrief den
Niederschlag seines inneren Erlebens als Gebundener Christi Jesu. Nur
ein solcher, der dieses Tiefenerlebnis gemacht hat und aus ihm heraus die Wege
Gottes verstehen gelernt hat, darf das Wort in den Mund nehmen von der
absoluten Gnade des alleinmächtigen Gottes und von der ewigen Erwählung und
Vorbestimmung der Gemeinde,
ohne diese Wahrheit zu seinem eigenen Schaden zu missbrauchen. Ein solcher darf
anbetend Zeugnis davon ablegen, so wie Paulus es tut. Sein Zeugnis im
Epheserbrief ist nichts als Anbetung und Lobpreisung der Herrlichkeit der Gnade
Gottes. Das ist der Weg, auf welchem Gott die tiefsten Geheimnisse seiner
Heilspläne offenbart. Und was der Herr seinem Diener offenbart, das soll dieser
nicht für sich behalten, sondern weitergeben zur Auferbauung der Gemeinde. Aber
warum schreibt Paulus nun gerade an die Epheser oder den Gemeindekreis
um Ephesus?
Diese Frage können wir nicht bestimmt beantworten, wir können nur Vermutungen
aufstellen, da uns äußere Anhaltspunkte fehlen. Vielleicht sah Paulus in den
Gemeinden der Asia, die er aus jahrelanger Tätigkeit genau kannte, den
empfänglichsten Mutterboden für die tiefen Wahrheiten, die er nun der ganzen
Gemeinde zu verkündigen hatte. Jedenfalls handelte er dabei unter klarer
Geistesleitung. Den
Charakter
des Epheserbriefes können
wir nur dann richtig verstehen, wenn wir in ihm ein Rundschreiben, einen
enzyklischen Brief Paulus’ an einen größeren Gemeindekreis erkennen. Dazu
gehören verschiedene auffällige Züge. Das fast gänzlich Unpersönliche in
diesem Schreiben wäre unerklärlich, wenn Paulus dasselbe nur an die Gemeinde
in Ephesus gerichtet hätte, an eine Gemeinde, Wir
finden in diesem Schreiben keine einzige Erinnerung an diese Arbeit in Ephesus,
keine einzige Anknüpfung an die Verhältnisse der Gemeinde und keine Erklärung
seiner persönlichen Lage als Gefangener. In sehr wichtigen Handschriften fehlt
auch in Besonders
fällt auch auf, dass Timotheus hier nicht neben Paulus als Briefschreiber
genannt wird, während sein Name doch im Kolosser– und Philemonbrief neben dem
Namen des Paulus steht als einer, der in Ephesus gut bekannt war. Tychikus, der
als Überbringer des Briefes genannt wird (Kapitel 6,21), war in der ganzen Asia
bekannt und hatte daselbst einen guten Namen (Apg. 20,4; 2. Tim. 4,12). 1.2 Der geschichtliche RahmenPaulus
hatte in Ephesus und Umgebung großen Eingang, aber auch heftigen Widerstand
gefunden (Apg. 19,8–10; 1. Kor. 15,32; 16,9; 2. Kor. 1,8). Von Ephesus aus
verbreitete sich das Wort des Herrn in ganz Asia unter Juden und Griechen (Apg.
19,10). In seiner Abschiedsrede an die Ältesten der ephesinischen Gemeinde spricht Paulus von Gefahren, die der Gemeinde von schweren Wölfen aus der eigenen Mitte drohen (Apg. 20,29–30). Juden aus der Asia waren es, die Paulus’ Gefangenschaft herbeiführten (Apg. 21,27; 24,19). Diese mögen auch den Bestand der Gemeinde gefährdet haben. Paulus schreibt nun an alle in und um Ephesus durch die Sichtung treugebliebenen heidenchristlichen Gemeinden des prokonsularischen Asiens mit Ephesus als Zentrum. Ephesus mit dem jonischen und phrygischen Gemeindekreis bezeichnet den Höhepunkt der missionarischen Wirksamkeit Paulus’. Hier hatte Gott durch ihn eine Fülle von Segnungen ausgeschüttet. Anstelle von Jerusalem wurde nicht Rom, sondern Ephesus für einige Menschenalter der Hauptherd christlichen Gemeindelebens. Hier hat Paulus in einer fast dreijährigen treuen Arbeit den Grund gelegt durch seine Predigt vom Königreich Gottes (Apg. 19,8; 20,25), d. h. vom gesamten Ratschluss Gottes (Apg. 20,27), vom Evangelium der Gnade Gottes. Gerade in diesen umfassenden Ratschluss Gottes, wie er in der Gemeinde und durch sie sich verherrlicht, tun wir nun durch den Epheserbrief einen tiefen Blick. 1.3 Inhalt und Charakter des BriefesVersuchen wir nun, einen allgemeinen Überblick über den Inhalt des Briefes zu gewinnen. Der erste grundlegende Hauptteil (Kapitel 1–3) enthüllt uns die große Segensfülle für die Gemeindehaushaltung der Gnade Gottes. Die Gemeinde ist sowohl Leib des Christus als auch heiliger Tempel im Herrn. Der Gnadenratschluss Gottes die Gemeinde betreffend ist vorweltlich und findet seine heilsgeschichtliche Verwirklichung in Jesu Erlösungswerk und der Verkündigung seines Evangeliums und wird vollendet in einer allumfassenden Gnadenhaushaltung mit Christus als Haupt der Gemeinde. Juden und Heiden ohne Unterschied werden in diese Gnadenhaushaltung eingeschlossen.Christus hat durch seinen Kreuzestod die Scheidewand des Gesetzes, welche die Heiden vormals von Gott und den Segnungen Israels trennte, beseitigt, um Juden und Heiden mit Gott zu vereinigen und umzubilden in den einen neuen Menschen, dass aus beiden Teilen sich ein heiliger Tempel im Herrn erbaue auf Christus als dem Fundament und belebt durch seinen Geist. Die Verwaltung dieser Gnadenhaushaltung Gottes für die Heiden ist dem Paulus gegeben gemäß Enthüllung des großen Geheimnisses des Christus, dass die Heiden Miterben und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium, dessen Diakon Paulus geworden ist. Ihm ist die Gnade geschenkt worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, damit der höheren Geisterwelt durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde. Es ist das große Anliegen des Apostels, dass die Gemeinde mit diesen tiefen Wahrheiten vertraut werde, und zwar durch inneres lebendiges Erfassen, damit sie erfüllt werde in die ganze Gottesfülle hinein.Im
zweiten
Hauptteil (Kapitel
4–6) ermahnt Paulus zu einem dieser göttlichen Berufung würdigen Wandel.
Derselbe betrifft zunächst das Zusammenleben in der Gemeinde in der
gegenseitigen Dienstleistung der Glieder des Leibes Christi untereinander mit
dem Ziel, hinzugelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes
Gottes, zum vollkommenen Mann, zum Maße des Vollwuchses der Fülle des
Christus. Demgemäß soll alles wahr sein in der Liebe und zum Wachsen gebracht
werden hinein in ihn, der das Haupt ist, Christus. Sodann soll der Wandel in
dieser Welt im Verkehr mit den Menschen heilig sein im Ausziehen des alten und
Anziehen des neuen Menschen, in Scheidung von allem finsteren, heidnischen
Wesen. Im
einzelnen spricht Paulus über die neue Ordnung des Gemeinschaftslebens, Zum
Schluss bittet Paulus um die Fürbitte der Gemeinde für seinen apostolischen
Beruf, bekanntzumachen das Geheimnis des Evangeliums, für das er ein Gesandter
ist in der Kette. Über sein persönliches Ergehen soll Tychikus, den er mit
diesem Brief zu ihnen sendet, mündlich berichten. Auffallend
ist im Epheserbrief früheren Briefen gegenüber
manches
Neue in Form und Inhalt.
Was den Stil betrifft, so fällt der große Schatz an neuen Ausdrücken und
Wortbildungen auf und
der eigenartige lange Satzbau mit seinen großen Zwischensätzen. Dies muss
seinen Grund haben in dem neuen überwältigend großen Thema des Briefes. Das
neue Erleben bringt auch eine neue Form der Äußerung mit sich. Aber wichtiger
als die neue Form der Sprache und des Stils ist der große neue Inhalt selber.
Die paulinische Rechtfertigungslehre und die Polemik gegen judaïstische
Gesetzlichkeit fehlen ganz, dafür wird aber Christus dargestellt als Mittler
und Ziel der Schöpfung, Versöhner und Vollender des Alls, Haupt der Gemeinde,
die da ist sein Leib, die Fülle dessen, der das All in allem erfüllt. Wie
die Christologie
(Lehre von
Christus) vertieft und erweitert wird, so auch die Lehre
von der Gemeinde und
ihrem das All Sein
Denken und Glauben wurde immer christozentrischer. War Christi Tod und
Auferstehung früher das Herz seines Evangeliums, so wurde ihm jetzt Christus in
seinem Verhältnis zur Gemeinde und dem Schöpfungsall immer wichtiger. Rückwärts
und vorwärts blickend schaut er in Christus Anfang und Ziel der Gemeinde und
der göttlichen Schöpfung. Auf Christus ist die Gemeinde gebaut. Er ist
Fundament und Eckstein dieses göttlichen Baues. Was Christus der Gemeinde ist,
das sollen die Gefangenschaftsbriefe der Gemeinde aufschließen. Beachtenswert
ist die große
Ähnlichkeit zwischen dem Epheser- und Das
große Thema müssen wir herausfinden, indem wir genau
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