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Die Bildsprache der Apokalypse

Ansicht Cover Band1 In diesem umfangreichen und gründlichen Werk erklärt Heinrich Langenberg sämtliche Bilder der Offenbarung Johannes.

Der Zweck dieses letzten biblischen Buches besteht nicht darin, alles zu verbildlichen, sondern die Wirklichkeit in Bildern darzustellen. Gerade durch das Bild (Symbol) wird das Wesen gründlicher erfasst. Ein tieferes Verständnis der von den Propheten gebrauchten Symbolsprache schützt uns vor falscher Deutung und führt uns in ein tieferes, wesenhaftes Verständnis der Begriffe hinein.

"Die Bildsprache der Apokalypse" zeichnet sich dadurch aus, dass sämtliche Begriffe inhaltlich passend in Gruppen gegliedert sind, wodurch das Verständnis für den Gesamtzusammenhang jeweils erleichtert wird.

Hardcover, 550 Seiten, 23,70 €
ISBN 978-3-00-058748-1
Bestellnummer: 1020

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Ausschnitte zum Probelesen


Inhaltsverzeichnis


1 Deutung der Bilder und Begriffe der Apokalypse 7
1.1 Warum überhaupt Bilder? 7
1.2 Gradunterschiede der Bildsprache 8
1.3 Apokalyptische Geschichtsdarstellung 9
1.4 Unterscheidung von Symbol, Typus und Allegorie 10
1.5 Darstellungsform des Buches 11
1.6 Prophetischer Realismus 13
1.7 Grundregeln für die Deutung der Bilder 15
2 Umschrift der griechischen Wörter 17
3 Das Bildmaterial der Apokalypse 18
3.1 Anschauungsgut des Heiligen Landes 18
3.1.1 Geographisches 18
3.1.2 Pflanzenwelt 50
3.1.3 Tierreich 60
3.1.4 Menschenwelt 82
3.1.5 Mineralreich 177
3.2 Anschauungsgut der Theokratie 193
3.2.1 Theokratische Typen 193
3.2.2 Schrifttum 217
3.2.3 Berufungen und Charaktere 239
3.2.4 Gericht 265
3.3 Anschauungsgut des Kultus 291
3.3.1 Gottesdienst 291
3.3.2 Formen und Maße 317
3.3.3 Zahlen 329
3.3.4 Farben 362
3.4 Anschauungsgut des prophetisch-kosmischen Weltbildes 373
3.4.1 Universum 373
3.4.2 Naturerscheinungen 413
3.4.3 Geisterwelt 454
3.4.4 Zeitbegriffe 479
Verzeichnis der prophetischen Begriffe 493
Bibelstellenverzeichnis 499

3.3.2 Formen und Maße

Maß (mätron), messen (mätrīn):

Kap. 11, 1: miss den Tempel Gottes und den Altar und die da anbeten in ihm;
11, 2: den Vorhof — nicht sollst du ihn messen;
21,15: ein Maß, ein goldenes Rohr, auf dass er messe die Stadt und;
21,16: er misst die Stadt mit dem Rohr;
21,17: er misst ihre Mauer — ein Maß eines Menschen, das da ist eines Engels.

Das Messen ist hier eine symbolische Handlung, die zum Ausdruck bringen soll, dass das, was gemessen werden soll, sein Reifemaß erreicht hat, sei es zum Gericht, sei es zum Bauen.

Messen zum Gericht, vergleiche 2. Kön. 21,13; Am. 7,7; Hab. 3,6; Jes. 34,11;
Messen zum Neubau, vergleiche Hes. 40,5–48; 41,1–15; 42,15–20; 43,10; 45,3; 47,3–5,18; Sach. 2,5–6.
Das Maß der Vollendung, vergleiche Eph. 4,7.13.16.

Gott wird in 2. Kor. 10,13 der Gott des Maßes genannt. Das genaue Messen weist hin auf die absolute Sicherheit, Gerechtigkeit und Planmäßigkeit in allem Gerichts- und Heilshandeln Gottes. Das Messen ist immer die wichtigste Vorbereitung, die den ernsten Willen zur Ausführung bekundet. Die Ausführung ist nicht mehr zweifelhaft, sondern nur noch eine Frage der Zeit.

Zu dem Ausdruck: „Maß eines Menschen, das da ist eines Engels“ (Offb. 21,17) muss man das vergleichen, was in Hes. 40 über denselben angedeutet wird. Es handelt sich da um das Messrohr in der Hand des Engels, das sechs Ellen und sechs Handbreiten lang war, also eine Rute (Hes. 40,5). Das gewöhnliche Maß war nur sechs Ellen. Über den symbolischen Wert der Zahl Sechs siehe unter Zahlen: sechs. Hier ist nun mehr als das gewöhnliche Menschenmaß der Elle von sechs Handbreiten, nämlich eine Handbreite dazu. So kam das heilige Ellenmaß auf sieben Handbreiten. So ist es ein Maß eines Menschen, das da ist eines Engels. Das Maß des Menschen ist die Sechs (vergleiche des Menschen Zahl, Offb. 13,18).

Das goldene Rohr in Offb. 21,15 symbolisiert den besonderen Maßstab göttlicher Heiligkeit. Es gibt verschiedene göttliche Maßstäbe:

die Richtschnur des Rechts,
das Senkblei der Gerechtigkeit,
das eingeschränkte Maß des Zornes Gottes,
das uneingeschränkte Maß seiner Gnade,
das Messrohr des göttlichen Bauens.

In der Apokalypse werden zwei Messrohre oder Maßstäbe unterschieden: das einfache Rohr und das goldene Rohr. Während für den Tempel Gottes in Kapitel 11,1 nur ein gewöhnliches Rohr zum Messen gebraucht wird, wird das neue Jerusalem nach dem Heiligkeitsmaßstab Gottes gemessen. Das einfache Rohr zum Messen des Tempels Gottes, der Gemeinde, liegt in der Hand eines Menschen; das goldene Rohr zum Messen des neuen Jerusalem ist in der Hand eines Engels.

Dass es sich beim Messen nicht um die bloße Feststellung geometrischer Größen handelt, zeigt allein schon der Umstand, dass auch die Anbeter gemessen werden sollen. Bei diesen kann es sich nicht um Feststellung ihrer Zahl handeln, denn dann müsste es heißen: Zähle die Anbeter, sondern um die Feststellung ihres inneren Wachstums und ihrer Ausreifung. Das wird gemessen (vergleiche Eph. 4,13) und nicht gezählt.

Elle (pēchys):

Kap. 21,17: er misst ihre Mauer, 144 Ellen.

Jesus sagt in Mt. 6,27: „Welcher aber von euch kann, indem er sorgt, seinem Vollwuchs eine Elle hinzufügen?“ (vergleiche Lk. 12,25). Er gebraucht dabei absichtlich das Ellenmaß und nicht etwa das Maß einer Handbreite oder einer Fingerdicke, was natürlich näher gelegen hätte. Gerade das Ellenmaß ist das ausgesprochene Menschenmaß, weil es die Menschenzahl sechs umfasst. Beim eigenen Sorgen und Mühen aus eigener Kraft kann es sich nur um ein Menschenmaß handeln.

Bei dem Maß der Mauer der heiligen Stadt in Offb. 21,17 handelt es sich aber um eine besondere Elle, um ein Maß des Menschen zwar, aber das da ist eines Engels, und dieses Maß ist die vollendete Sieben. Denn diese Elle hat wie die Elle in Hes. 40,5 sieben Handbreit Länge. So wird aus der Sechs der menschlichen Unzulänglichkeit die Sieben der göttlichen Vollendung (siehe unter Zahlen: sechs, sieben).

Dass die Mauer auch nach Ellen gemessen wird, wie alles, was den Bau selber betrifft, hat seine besondere Bedeutung. Auch das alte israelitische Heiligtum war gemessen nach dem Ellenmaß. Dieses Maß ist hergenommen vom menschlichen Körper, die Länge von den Fingerspitzen bis zum Ellenbogen, gerade sechs Handbreiten. Dieses Grundmaß liegt auch dem Tempel Gottes zugrunde und bestimmt seinen ganzen Bau. Das zeigt schon die enge Beziehung an zwischen dem Menschen und dem Gottestempel. Gott will diesen Tempel nach dem Maß des Menschen bauen, allerdings nach der Heiligtumselle, welche sieben Handbreiten lang war.

Die ganze Höhe der Mauer ist 144 Ellen. Der Zahl 144 liegt eine andere Grundzahl zu Grunde, die Zwölf. Die symbolische Bedeutung dieser Zahl ist die Vollendung in heilsgeschichtlicher Beziehung (siehe unter Zahlen: zwölf). Die Multiplikation der Zwölf, also 12×12 = 144, zeigt die ganze Fülle der heilsgeschichtlichen Vollendung nach allen Seiten hin an.

Stadion (stadion):

Kap. 14,20: Blut aus der Kelter bis an die Gebisse der Pferde von 1’600 Stadien her;
21,16: er misst die Stadt mit dem Rohr — bei 12’000 Stadien.

Das Stadion ist ein Längenmaß zum Messen von Wegstrecken (Lk. 24,13; Joh. 6,19; 11,18). Dasselbe Wort wird gebraucht für die Rennbahn, das Stadion (1. Kor. 9,24). Die Umrechnung in moderne Maße ist nur annähernd möglich, da wir die genaue Länge eines Stadions nicht wissen. Angenommen wird ungefähr eine geographische Meile = 40 Stadien. Ein Stadion war das heilige Maß für gewisse Wegstrecken, wie etwa einen Sabbatweg, oder das Maß für die Leistung eines Menschen im Rennen, daher das Stadion in 1. Kor. 9,24.

Ist die Elle das Maß des menschlichen Körpers, so das Stadion das Maß des menschlichen Könnens. Beim Gericht über Israel, das mit einer Weinernte verglichen wird, geht das Blut aus der Kelter bis an die Zäume der Pferde, also der feindlichen Heere, die gegen Jerusalem heraufziehen im Tale Josaphat (vergleiche Joel 4,2.12; 2. Chron. 20,1–30), von 1’600 Stadien her, das ist die Länge des Blutstroms aus der Kelter. Selbstverständlich kann dieses Bild nicht mit unseren modernen Maßen nachgemessen werden, sondern ist symbolisch zu deuten. Die Zahl 1’600 ist gebildet aus der Grundzahl 40, die den symbolischen Wert der Prüfung und Bewährung hat (siehe unter Zahlen: vierzig). Die Multiplikation, also 40×40 = 1’600, deutet das äußerste Maß der Prüfung an, das Vollmaß nach allen Seiten hin. Was für Israel mit der 40-jährigen Wüstenwanderung begann, findet im Tale Josaphat seine Vollendung. Das wird das Ende der Prüfungszeit sein.

Es wird in diesem Bilde in Offb. 14,20 nicht gesagt, von welcher Seite die ungeheuren Blutopfer gebracht werden, nur dass der Strom des Blutes aus der Kelter herauskommt bis an die Gebisse der Pferde. Damit soll uns nicht etwa die enorme Tiefe dieses langen Blutstroms angegeben, sondern auf den Zusammenhang zwischen der Kelter und den Gebissen der Pferde hingewiesen werden. Aus der typischen Geschichte vom Tale Josaphat (2. Chron. 20,1–30) wissen wir, dass beim Völkergericht das große Schlachten die Völker selber trifft und dass Israel durch das wunderbare Eingreifen Gottes gerettet wird. Wohl wird der Weinstock des Landes geerntet, wohl strömt das Blut von der Kelter her, aber es trifft die Gebisse der Pferde (nach Offb. 9,19 ist die Vollmacht der Pferde in ihren Mäulern), es wendet sich gegen die Feinde des Volkes Gottes. Es ist der große Tag der Vergeltung Jehovas. Von 1’600 Stadien her ist das Vollmaß der Prüfung Israels.

Nun begreifen wir auch, weshalb nach Stadien gemessen wird. Es ist das heilige Einheitsmaß für das Können des Menschen, also hier zum Messen der Wegstrecke für Israels Wanderung von Ägypten an bis zum Gericht der Ernte beim Abschluss des Äons, das sind im Ganzen 1’600 Stadien. Andere deuten das Maß der 1’600 Stadien auf die geographische Länge von ganz Palästina. Aber wenn hier ein geographisches Maß gegeben sein sollte, was würde dann von der Größe der heiligen Stadt zu sagen sein, die 12’000 Stadien misst, also 7½ mal so groß wäre wie ganz Palästina?

Das Resultat des ganzen Prüfungsweges Israels kommt nun in der Ernte zu Tage. Es ist ein durchaus überraschendes. Das Blut, das Israel während all der Jahrhunderte durch die Nationen ausgepresst worden ist, kommt auf die Nationen zurück, die als die Gerichtswerkzeuge Gottes in ihrer Maßlosigkeit ihre Kompetenz überschritten haben, und trifft sie nach dem göttlichen Vergeltungsrecht bei der großen Abrechnung Gottes mit den Nationen im Tale Josaphat.

Auch beim Messen des neuen Jerusalem wird das heilige Einheitsmaß für Wegstrecken, das Stadion, zu Grunde gelegt. Hier ist ein Engel der Messende. Er misst die Stadt mit dem Rohre, bei 12’000 Stadien. Während alles andere nach der heiligen Elle gemessen wird, die die Grundzahl Sieben hat, wird hier das äußere Maß der Stadt nach Stadien angegeben. Die Bedeutung der Stadien muss aus der Zahl gefunden werden. Die symbolische Bedeutung der Zwölf ist die Vollendung in heilsgeschichtlicher Beziehung. Die Multiplikation mit 1’000 deutet die überströmende Fülle dieser Vollendung an. Die Zahl 12’000 Stadien bedeutet also die ganzeWegstrecke der heilsgeschichtlichen Erziehung und Führung Israels bis zur letzten Vollendung. 12’000 Stadien ist das äußere Maß des neuen Jerusalem, und zwar nach Länge, Breite und Höhe, die gleich sind, also eine vollkommene Pyramide bildend. Das Nähere über diese Form siehe unter Länge, Breite und Höhe. Die Höhe oder Breite der Mauer von 144 Ellen darf natürlich nicht unvereinbar sein mit der Höhe der Stadt von 12’000 Stadien (= 300 geographische Meilen = 2’000’000 m; der Mont Blanc, der höchste Berg Europas, ist 4’807 m hoch). Einen vernünftigen Sinn hat nur die symbolische Deutung der Maße.

viereckig (tätragonos):

Kap. 21,16: die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so viel wie die Breite.

Die Grundfläche des neuen Jerusalem bildet ein vollkommenes Quadrat, ein Viereck von gleicher Länge und Breite. Dadurch kommt der Grundriss der Stadt in dasselbe Verhältnis wie das Allerheiligste im irdischen Tempel Gottes. Das Allerheiligste hatte eine vollkommene Würfelform, zehn Ellen hoch und breit und lang. Was für den Raum der Kubus, das ist für die Fläche das Quadrat, die vollkommenste Form, das vollendete Ebenmaß. In dem nach Zahl und Maß bestimmten Grundriss eines Gebäudes kommt die Idee desselben zum Ausdruck. Das ganze Gebäude wird vom Grundriss aus charakterisiert. Dabei spielt die Zahl und die Form in der heiligen Symbolik eine entscheidende Rolle. Die göttliche Weisheit bekundet sich in dieser höheren Ordnung der Schöpfung.

Finden wir im ganzen Universum diese Zahlen- und Formenharmonie, so liegt es auf der Hand, dass dies irgendwie in der Struktur des irdischen Heiligtums, das doch eine sinnfällige Veranschaulichung des Unsichtbaren sein soll, symbolisch zum Ausdruck kommen muss. Es fällt sofort ins Auge, dass der Bau des Tempels nach der Grundzahl vier abgemessen ist. Alles ist irgendwie viereckig, selbst die Geräte mit Ausnahme des Leuchters. Das Allerheiligste, das Abbild des Himmels als der Wohnung Gottes, hat das Viermaß in der denkbar vollkommensten Form, dem Kubus von zehn Ellen nach Länge, Breite und Höhe. Der Grundriss ist die viereckige Fläche, das Bild der allseitigen Ausdehnung in allen vier Himmelsrichtungen nach Länge und Breite (siehe unter Zahlen: vier).

Länge (mēkos), Breite (platos), Höhe (hypsos):

Kap. 21, 16: ihre Länge und Breite und Höhe sind gleich.

Dass diese Begriffe Länge, Breite und Höhe nicht nur rein äußerlich geometrisch aufzufassen sind, sondern tiefere symbolische Bedeutung haben, geht schon aus Eph. 3,18 hervor, wo von der Erkenntnis der Breite und Länge und Tiefe und Höhe die Rede ist. Es wird in dieser Stelle nicht gesagt, um welches Objekt es sich dabei handelt. Es wird lediglich vom Erkennen gesprochen. Den tiefen Sinn und Wert dieser Begriffe: Breite, Länge, Höhe und Tiefe sollen wir mit allen Heiligen erkennen, um sie dann anwenden zu können auf die ganze Gottesfülle. Das biblische Erkennen, d. h. das lebensmäßige Erfassen, ist der Weg des Erfülltwerdens in die ganze Gottesfülle hinein.

Die Länge ist das Nacheinander, die Breite das Nebeneinander. Länge und Breite verlaufen in einer geschichtlichen Ebene. Die Höhe ist das Übereinander, sie ist die Offenbarungsdimension. Dazu kommt als vierte Dimension der reinen Geistigkeit die Tiefe, die nur der Geist erforschen kann (1. Kor. 2,10), die Tiefen Gottes. Länge, Breite und Höhe des neuen Jerusalem zeigen die Offenbarungsfülle der göttlichen Herrlichkeit an. Im Quadrat der Fläche kommt das Maß und die Struktur des Ganzen zum Ausdruck, die geschichtliche Grundlage, das Nacheinander und Nebeneinander der Heilsgeschichte. Im Kubus haben wir die symbolische Form der Fülle, des Inhalts aufgrund der Fläche, der Heilsgeschichte, das, was die ganze Gottesfülle in ihrer Vollendung ist. Ist Quadrat Geschichte, so ist Kubus das Resultat der Geschichte, das Bild des neuen Himmels, dargestellt im neuen Jerusalem auf der neuen Erde.

hoch (hypsēlos):

Kap. 21,10: bringt mich fort im Geist auf einen Berg, groß und hoch;
21,12: sie hat eine Mauer, groß und hoch.

Der Ausdruck hoch ist nicht nur beiläufig, um eine rein äußerliche Lage zu bezeichnen, sondern in der Apokalypse, wo alles bis ins Kleinste hinein voller Symbolik ist, in seiner bildlichen Bedeutung zu verstehen. Es wäre überflüssig, den Seher auf einen großen und hohen Berg zu führen, nur um eine weitere Aussicht zu gewinnen, da es sich ja nicht um das Besehen eines Panoramas handelt. Zum prophetischen Schauen benötigt er aber eine Größe und Höhe im tieferen Sinne des Wortes.

Der Teufel nahm Jesus mit auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Königreiche des Kosmos und ihre Herrlichkeit (Mt. 4,8; Lk. 4,5).
Auf einem hohen Berge erlebten die auserwählten Jünger die Verklärung ihres Herrn (Mt. 17,1; Mk. 9,2).
Mit hohem Arm führte Gott Israel aus Ägypten (Apg. 13,17).
Hoch ist verbunden mit Offenbarung Gottes (Hebr. 1,3).

Ist der Berg ein Bild der Neuorientierung, so ist ein hoher Berg noch mehr das Bild der Neuorientierung durch Offenbarung. Nur so kann Johannes die Braut, die Frau des Lammes, schauen und dieselbe erkennen in dem neuen Jerusalem, das herniedersteigt aus dem Himmel von Gott.

Bei der großen, hohen Mauer (Offb. 21,12) hat der Ausdruck hoch denselben Sinn. Es wird dadurch die Offenbarungshöhe als wichtiges Charakteristikum der Mauer angedeutet. Die Mauer hat ja durchaus nicht den Zweck des Schutzes der Heiligen Stadt, denn Gott selber ist ihr Schutz. Der Charakter der Mauer wird erkennbar an den zwölf Grundfesten derselben, die die Namen der zwölf Apostel des Lammes tragen (siehe unter Mauer). Die Höhe der Mauer bezeichnet die Offenbarungshöhe dessen, was das Werk der Apostel des Lammes ist in Verbindung mit Israel. Die Mauer um das neue Jerusalem hat lediglich die Aufgabe der Abgrenzung. Diese Abgrenzung oder Unterscheidung zwischen Israel und den Nationen, und der besondere Ruf der Gemeinde für den Dienst an Israel, ist Aufgabe der Apostel des Lammes. Auf ihrem Werk ruht die vollendete Mauer.

groß (mägas):

Kap. 1,10: höre hinter mir eine große Stimme, wie einer Posaune;
2,22: in große Drangsal;
5, 2: große Stimme (Offb. 5,12; 6,10; 7,2.10; 8,13; 10,3; 11,12.15; 12,10; 14,7.9.15; 16,1.17; 18,2; 19,1.17; 21,3);
6, 4: es wurde ihm ein großes Schwert gegeben;
6,12: ein großes Beben geschah;
6,13: wenn er von einem großenWinde bebt;
6,17: denn er kam, der große Tag ihres Zorns;
7,14: die da kommen aus der großen Drangsal;
8, 8: wie ein großer Berg, mit Feuer brennend;
8,10: es fällt aus dem Himmel ein großer Stern;
9, 2: wie der Rauch eines großen Ofens;
9,14: gebunden an dem großen Strom Euphrat;
11, 8: auf dem Platz der großen Stadt;
11,11: große Furcht fällt auf die;
11,13: wurde ein großes Erdbeben;
11,17: weil du deine Macht, die große, hast angenommen;
11,18: zu geben den Lohn — den Kleinen und den Großen;
11,19: und großer Hagel;
12, 1: ein großes Zeichen erschien im Himmel;
12, 3: ein feuerroter, großer Drache (Vers 9);
12,12: hat großen Grimm, da er weiß;
12,14: die zwei Flügel des Adlers, des großen;
13, 2: der Drache gibt ihm seine— große Vollmacht;
13, 5: ein Maul, das Großes und Lästerungen spricht;
13,13: es tut große Zeichen;
13,16: es bringt alle dazu, die Kleinen und die Großen;
14, 2: wie die Stimme großen Donners;
14, 8: Babylon die Große (Offb. 16,19; 17,5; 18,2);
14,18: ruft mit großem Geschrei dem, der;
14,19: in die große Kelter des Zornes Gottes;
15, 1: ein anderes Zeichen im Himmel, groß und erstaunlich;
15, 3: groß und erstaunlich sind deineWerke;
16, 9: versengt vor großer Hitze;
16,12: auf den großen Strom Euphrat;
16,14: Schlacht des großen Tages Gottes;
16,18: großes Erdbeben wurde;
16,19: die große Stadt wurde zu drei Teilen;
16,21: Hagel, groß wie ein Talentgewicht—überaus groß seine Plage;
17, 1: Urteil der Hure, der großen;
17, 6: ein großes Staunen;
17,18: die große Stadt (Offb. 18,10.16.18.19.21);
18, 1: der große Vollmacht hat;
18,21: wie einen großen Mühlstein;
19, 2: er richtet die große Hure;
19, 5: die ihn fürchten, die Kleinen und die Großen;
19,17: zum großen Mahle Gottes;
19,18: Fleisch — der Kleinen und der Großen;
20, 1: eine große Kette auf seiner Hand;
20,11: einen großen, weißen Thron;
20,12: die Toten, die Großen und die Kleinen;
21,10: einen Berg, groß und hoch;
21,12: eine Mauer, groß und hoch.

Im Reiche Gottes findet eine Umwertung aller Werte und eine Umrechnung aller Maße statt. Darüber belehrt Jesus seine Jünger (Mt. 5,19; 15,28; 20,26; 22,38; Mk. 10,43; Lk. 9,48). Auffallend oft kommt dasWort groß in der Apokalypse vor, und zwar in beiderlei Sinn, im Sinne des eingebildeten Großen und des in Gottes Augen Großen. Der Ausdruck hat auch eine bildliche Bedeutung als Maßbezeichnung neben dem Ausdruck hoch (Offb. 20,10; 21,12).

Der hohe Berg der prophetischen Neuorientierung für Johannes ist auch ein großer Berg. Groß muss einen anderen Sinn haben als hoch. An räumliche Ausdehnung ist hierbei nicht zu denken, sondern an den übertragenen Sinn von gewaltig, majestätisch, wichtig, besonders im Zusammenhang mit göttlichen Kundgebungen. Daher so oft der Ausdruck: große Stimme, großer Tag, große Stadt, großes Zeichen. Der große und hohe Berg symbolisiert also nicht nur die ganz neue, sondern auch eine besonders wichtige prophetische Orientierung.

Die große und hohe Mauer in Offb. 21,12 ist ein Bild für das Werk der Apostel des Lammes. Dieses Werk ist nicht nur hoch in seiner Offenbarungshöhe, sondern auch groß in seiner heilsgeschichtlichen Wichtigkeit. Unter diesem Gesichtspunkt der heilsgeschichtlichen wichtigen Bedeutung wirft der Ausdruck groß in der Apokalypse ein klares Licht auf verschiedene Tatsachen oder Dinge, vor allem auf die großen Stimmen als gewaltige Kundgebungen.

klein (mikros):

Kap. 3, 8: du hast eine kleine Kraft;
6,11: dass sie noch ruhen sollten eine kleine Zeit;
11,18: den Lohn — den Kleinen und den Großen;
13, 6: es bringt alle dazu, die Kleinen und die Großen;
19, 5: die ihn fürchten, die Kleinen und die Großen;
19,18: Fleisch— der Kleinen und der Großen;
20, 3: gelöst werden eine kleine Zeit;
20,12: die Toten, die Großen und die Kleinen.

Auch über den wahren Begriff klein gibt uns Jesus selbst die Belehrung (Mt. 10,42; 11,11; 13,32; 18,6.10.14; Mk. 4,31; 9,42; Lk. 7,28; 9,48; 12,32; 17,2). Das ist das große Wunder, dass gerade in dem Kleinen, d. h. in dem, was in den Augen der Menschen als klein erscheint, am meisten der göttlichen Kraft sich offenbart. So ist das Urteil in Offb. 3,8: „Du hast eine kleine Kraft“ als lobende Anerkennung zu bewerten. Die kleine Zeit in Offb. 6,22 und Offb. 20,3 ist eine hochbedeutsame Zeit voller Entscheidungen. Beachtenswert ist die Reihenfolge bei den Kleinen und Großen. In Offb. 11,18; 13,16; 19,5.18 stehen die Kleinen als die Wichtigeren vor den Großen, in Offb. 20,12 ist es umgekehrt.